EDUARD - Eine Poetengeschichte con musica

Buch und Regie: Susanne Franz

 

24. 7. - 17. September 2007

SommerLaune im Innenhof des Wentzingerhauses Freiburg



Eduard wäre gern Wolfgang Amadeus, Ehefrau Margarethe gerne seine Geliebte, Luigi soll (immer !) die richtige Musik dazu improvisieren und alle drei träumen vom Land "wo die Pomeranzen blühen"... denn eine Novelle über Mozart zu vollenden kann einen absolut urlaubsreif machen.

Eine bittersüße Geschichte aus dem ganz normalen Dichterleben mit viel Musik und Poesie nach einer der schönsten Novellen der deutschen Literatur.


EDUARD Mörike/W.A.Mozart/Die Oberstin/Graf   Peter Haug-Lammersdorf
MARGARETHE Mörike/Constanze Mozart/Die Volkstett/Gärtner/Gräfin   Petra Gack
Luigi   Massimo Soavi
Buch & Regie   Susanne Franz
Musik   Massimo Soavi
Abendtechnik   Claudia Steiert
Auführungsrechte

  Susanne Franz   Theaterproduktionen

Auführungsdauer   ca. 2 h, eine Pause
Aufführungstermine   24. Juli 2007 Premiere und   Uraufführung
  25.07.-1.08.
  13.-26.08.
  10.-17.09.2007
Aufführungsort   Innenhof des   Wentzingerhauses
  Museum für Stadtgeschichte
  am Freiburger Münsterplatz


Inhalt

Schauplatz ist die Gartenlaube Eduard Mörikes.
Der Dichter hat seine Mozart-Novelle nahezu vollendet. Die Frauen des Hauses sind ausgeflogen, der Freund und Musiker Luigi wartet bereits, um mit ihm in Ruhe zu arbeiten und die geplante Musikbeilage zu probieren.
Ehefrau Margarethe jedoch hat beschlossen, daheim zu bleiben und just heute mit ihrem Mann Klartext zu reden: Zwei Frauen im Haus sind eine zuviel; die Schwester des Gatten soll ausziehen! Leider will dieser gerade heute einmal wieder gar nichts davon hören und verpasst seiner Frau stattdessen die ein oder andere Rolle in seinem Novellenfragment. Luigi kommt endlich zum Einsatz und Gret gibt ihr Bestes.
Es wird erzählt, musiziert und gesungen, und die gesamte Gartenlaube wandelt sich zum Schauplatz der Novelle: Die Mozarts samt ihrer Freunde, ein Gärtner, die Grafens mit Tochter Eugenie und unzählige schwimmende Neapolitaner.
Doch das Leben als Dichter ist erschöpfend und wenn man ständig von Schmerzen geplagt wird, sind auch die Küsse der Musen nur mühselig zu ernten. Während Margarethe um die ersehnte Zweisamkeit ringt und Eduard um das Ende seiner Novelle, schleicht sich ein bittersüßes Lied in die nächtliche Laube.

Im Innenhof des Wentzingerhauses, mit seinem bezaubernden historischen Ambiente, reisen wir von Wien nach Prag, über Stuttgart und Napoli. Im Gepäck nichts als Musik, Poesie und ein paar Pomeranzen.
So schön kann Literatur sein.

Fotos: Gack /  Mielke


Presse

Eine Mörike-Verführung

Susanne Franz inszeniert im Innenhof des Wentzinger-Hauses "Mozart auf der Reise nach Prag"
Am Ende sind die Gäste - Wolfgang Amadeus Mozart und seine Frau Constanze - wieder abgereist, die Stimmen verhallt, die Töne verklungen - und es baut sich eine dunkle Ahnung auf von Mozarts nahem Ende, von den Spuren eines unfassbaren musikalischen Genies, dessen Zeugen die Gastgeber für einen flüchtigen, unwiederbringlichen Moment geworden sind. Im dämonisch-meisterhaften Finale von Eduard Mörikes 1855 publizierten Künstlernovelle "Mozart auf der Reise nach Prag" heißt es, "daß dieser Mann sich schnell und unaufhaltsam in seiner eigenen Glut verzehre, daß er nur eine flüchtige Erscheinung auf der Erde sein könne, weil sie den Überfluß, den er verströmen würde, in Wahrheit nicht ertrüge."
Zu behaupten, die Autorin und Regisseurin (und frühere Dramaturgin des Freiburger Wallgraben Theaters) Susanne Franz habe mit "Eduard" die Mörike-Novelle dramatisiert, trifft die Unternehmung allenfalls in Teilaspekten. Schon wahr, Susanne Franz hat im zwar lauschigen, bei der Premiere freilich eher herbstkühlen als sommerlich-heiteren Innenhof des Freiburger Wentzingerhauses am Münsterplatz eine Lesart der Vorlage in dramatischen Bildern erprobt. Ihre als "eine Poetengeschichte con musica" angekündigte Regiearbeit versucht sich aber darüber hinaus als eine Art szenisches Gesamtkunstwerk, das Mozarts Musik mit Mörike-Vertonungen, das die rhythmisch gebändigte Sprache der literarischen Vorlage mit der Wucht des ihr innewohnenden dramatischen Potentials verschränkt. So zeigt "Eduard", wieviel Musik in Mörikes Sprache klingt und wieviel Tragik in diesem musikalischen Sprechen aufgehoben ist. Die Frage nach den Mechanismen des kreativen Prozesses
"Eduard" ist ein listig arrangiertes Vexierspiel mit mehreren Brechungen, in dem Peter Haug-Lamersdorf den "ausrangierten Pfaffen" Eduard Mörike spielt, der seinerseits Mozart spielt und in dem Petra Gack Mörikes Ehefrau Margarethe spielt, die ihrerseits Constanze Mozart spielt, nur der Mörikes Freund Louis Hetsch, seinerzeit Musikdirektor in Mannheim, nachempfundene Luigi (Massimo Soavi) spielt gleichsam sich selbst. Indem die Inszenierung Mörike als Künstler präsentiert, der, zerrieben zwischen Brotberuf und schöpferischem Impuls, an seiner literarischen Sendung zu (ver)zweifeln beginnt, der sich in den Bezirken der Literatur eine Gegenwelt aufbaut, in der das in langjährigem Pfarrdienst erschütterte Gottvertrauen neu erkundet wird, fragt "Eduard" nach den psychischen Mechanismen, die den kreativen Prozess steuern.
Susanne Franz demonstriert die Arbeit an einem literarischen Projekt, das Komponieren mit Worten, das Entwerfen und Verwerfen, die Stockungen und Stauungen, durch die ein Text hindurch muß, bevor er seine endgültige Gestalt findet. In den szenischen Lesungen von langen Passagen aus Mörikes Novelle entsteht auf der karg möblierten Bühne im Innenhof des Wentzingerhauses in einer Überblendung ein doppelter Kunst-Raum: "Eduard" läßt Mörikes Text in Bildern und Klängen entstehen, der seinerseits Mozart als Figur entstehen läßt. Die Regie fragt nach Art und Ausmaß von Mörikes Identifikation mit dem Jahrtausendgenie Mozart - und suggeriert damit eine Lesart von "Mozart auf der Reise nach Prag" als einer Etüde der Vergeblichkeit: als habe Mörike geahnt, dass jede literarische Vergegenwärtigung der Figur Mozart die Gestalt letztlich verfehlt und dass es kein literarisches Analogon geben kann, das das Geheimnis dieser Musik in Sprache bannt.
Eine ambitionierte, stellenweise - in der Konfrontation von genialischem Poeten und pragmatischer Hausfrau - komisch gebrochene Unternehmung, die allerdings nach der Pause deutlich an Stringenz verliert, bisweilen sogar etwas zerfranst. Gleichwohl ist "Eduard" eine gelungene Verführung: die Verführung, eine der womöglich abgründigsten deutschen Novellen wiederzulesen, einen Dichter zu entdecken, dessen "Sonnenblumengemüt" nur allzu offensichtlich eine tiefe, existentielle Melancholie tarnte, dessen "Grabgedanken" am Schluß der Novelle von geradezu betörender Unerbittlichkeit sind.
(Hartmut Buchholz, Badische Zeitung vom 26.7.07)